Eisarsch 2015: Sieg geht nach Hamburg
Sven Kruse greift sich den vierten Eisarsch-Titel
Die Eisarsch-Segler beim LYC an der Wakenzitz haben allen Böen getrotzt und bei der 47. Auflage dieser Regatta in Sven Kruse aus Hamburg einen neuen Sieger gekürt.
Die Sturmwarnung bewahrheitete sich zwar nicht und die Kälte hielt sich auch zurück. Doch es fielen schwere Böen über die Wakenitz her, und damit forderte der 47. Eisarsch des Lübecker Yacht-Club den 57 Teilnehmer alles ab. Nicht jedem ausgewachsenen Mann, der sich zu dieser Regatta in einen Opti zwängen musste, gelang das problemfrei, viele nahmen ein unfreiwilliges Bad, etliche schlugen voll und mussten kräftig schöpfen. Am Ende erreichten 48 Starter das Ziel, alle Teilnehmer aber immerhin wohlbehalten das Vereinshaus des LYC. An der Spitze gab es ein fast schon gewohntes Bild. Der Hamburger Sven Kruse (Foto) hat seit 2006 bereits dreimal den Eisarsch gewonnen, und diesmal dominierte er wieder das Geschehen, um nun zum vierten Mal die Trophäe eines blankes Popos für ein Jahr in das Wohnzimmer hängen zu können.
Zum Start in den Tag herrschte bei der Eisarsch-Gilde unter der Leitung von Jan Stemmler noch etwas Skepsis, wie viele Teilnehmer denn tatsächlich den Weg an die Wakenitz finden würden. In der Meldeliste standen zwar 72 Namen, doch der Wind war angesichts der Prognose von schweren Sturmböen über Lübeck schwer einzuschätzen. Eingefleischte Eisarsch-Segler sind aber aus einem besonderen Holz geschnitzt. Kälteempfinden ist ihnen fremd, und auch Sturm macht sie offenbar nicht bange. Boot auf Boot trudelte auf dem idyllisches Gelände an der Wakenitz ein. „Mit dem Starterergebnis sind wir sehr zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir uns sogar trotz des schweren Windes steigern.“
Wiegewart Michi Hanke und sein Assistent Dicki Voss bekamen daher alle Hände voll zu tun, um die Teilnehmer zu wiegen und damit das Startgeld zu bestimmen. Nach dem Abschluss der Einschreibemodalitäten wurde es dann zunächst feierlich. Die Jazz-Band spielte auf, und das Bundesliga-Team des Lübecker YC richtete sein neues Schmuckstück her. Nach dem Aufstieg in die Erste Liga hat das Team ein neues Trainingsboot, eine J/70, angeschafft. Und der Auftrieb zum Eisarsch war der perfekte Rahmen, um das Kielboot auf den Namen „Lübsche Jung“ zu taufen.
Doch bevor es zu gemütlich wurde, bat Wettfahrtleiterin Julia Burt zur Steuermannsbesprechung. Kurz und knapp erläuterte sie den Kurs, kündigte ein hartes Durchgreifen am Start an und schickte die Athleten auf das Wasser. Die liefen sich kurz warm, produzierten einen Massenfrühstart, ließen sich dann aber vom verschärften Startverfahren per Black Flagg bändigen. Die Wahl der Startseite am Startschiff erwies sich als die richtige. Abonnementsieger und Mitfavorit Sven Kruse hatte es gerochen und setzte sich gleich in der Spitze fest. „In der Enge der Wakenitz kurz vor der ersten Tonne habe ich dann die Dreher und Böen perfekt erwischt, habe mich schnell vom Feld abgesetzt und konnte danach in Ruhe mein Rennen fahren“, berichtete der Sieger von 2013. Die ehrgeizigen Verfolger mit Titelverteidiger Ingo Hüter, der sich diesmal mit Platz sechs begnügen musste, versuchten zwar Druck aufzubauen, doch souverän spulte Kruse sein Programm ab. „Ich hatte das nötige Glück am Ende der Startkreuz, danach war der Vorsprung schon sehr groß.“ Spaß habe es gemacht, betonte Kruse, verhehlte aber nicht eine gehörige Portion Ehrgeiz bei dieser traditionellen Eisarsch-Regatta, die Vorbild für viele Spaß-Regatten im Winter ist: „Jetzt habe ich den Siegrekord erreicht. Noch teile ich mir den aber mit einem anderen Segler. Daher ist klar, ich komme wieder und nehme einen fünften Sieg in Angriff.“
Organisator Jan Stemmler hörte diese Ankündigung gern und versprach auch in den kommenden Jahren ein festliches Ambiente, für das bei der 47. Auflage erneut Niederegger mit leckeren Maripan-Präsenten, weitere Spender und eine tolle Crew der Eisarschgilde gesorgt hatten. Walter Mielke brachte als Kommentator präzise und sehr gut verständlich den zahlreichen Zuschauern an Land das Geschehen auf dem Wasser näher. Die Regattaleitung um Julia Burt und Uwe Schimanski sorgte mit vielen Helfern in Begleitbooten, auf dem LYC-Gelände und im Regattabüro für einen fast reibungslosen Ablauf der ganzen Veranstaltung. Im Rahmen der Siegerehrung überreichte unsere LYC-Vorsitzende Andrea Varner-Tümmler zusammen Organisator und Regattaleitung die vielen Marzipan- und Sonderpreise an die glücklichen Gewinner. Es war insgesamt ein gelungener Regattatag.
Sven Kruse mit Bug-Nr. 135 (Foto: Udo Ott)
Ergebnisse:
Gesamtwertung: 1. Sven Kruse (NRV Hamburg), 2. Niko Mattig (WSH), 3. Maik Westfehling (LSV)
Gesamtliste bei manage2sail
Sonderpreise:
Eisarsch:
Sven Kruse als Gesamtsieger
Die drei Ärsche: Maik
Westfehling, Ingo Hüter, Meeno Bülow vom Lübecker SV als bestes Vereinsteam mit
den Einzelplatzierungen 3, 6, 7.
Vater-und-Sohn-Preis:
Thomas und Finn Herfert (LYC) mit zweitem Anrecht
Grufti-Preis
(über 50 Jahre): Meeno Bülow (LSV, 7.
Platz)
Shanghai-Preis für den besten Holzopti: Lars
Schöppner (WSV 11, 8. Platz)
Schwerste Teilnehmer mit je 125
kg: Leif Nagtegaal (NSV, 45. Platz) und Einar Recknagel (LYC, 43.
Platz)
Leichtester Teilnehmer mit 74 kg: Frank Juhl (SVH
Lübeck, 14. Platz)
Weiteste Anreise: Gert Gerlach aus Bramsche bei Osnabrück
Kenterung an der Luv-Tonne (Foto: Udo Ott)
Mehr ... (ewige Bestenliste) im Regattadeck
Text von
Ralf Abratis mit Ergänzungen von Jan Stemmler, 05.12.2015
Eisarschgilde
Körperteil des Lübecker Yacht-Club e.V.